Astronomie allg.Mars 2005 - Krater, Berge und Wolken im Amateurfernrohr

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Mars 2005 - Krater, Berge und Wolken im Amateurfernrohr

von Ralf Hofner


Über 2 Monate sind nun seit der Opposition des Roten Planeten vergangen, die Erde entfernt sich jetzt relativ schnell von ihm, denn Mars steuert auf das Aphel, den sonnenfernsten Punkt seiner Bahn, zu. Anlass also, ein erstes Resümee der letzten Beobachtungswochen zu ziehen.



Wie war das Beobachtungswetter?

Nach dem wolkenreichen Sommer 2005 konnte der Herbst eigentlich nur besser werden. Und tatsächlich: von Ende August bis Mitte November war der Himmel ungewöhnlich häufig klar, eigentlich eine einzige zusammenhängende Schönwetterphase, die immer nur für wenige Tage oder gar Stunden von Bewölkung unterbrochen wurde.

Verantwortlich dafür ist die typische Altweibersommerwetterlage: zwischen dem ständig vorhandenen Azorenhoch und immer wieder entstehenden Hochdruckgebieten über Nord- und Osteuropa kommt es zu einer Brückenbildung, die als Sperrriegel für atlantische Tiefausläufer wirkt. Allerdings befanden wir uns öfter am Rande dieses Sperrriegels, wo es zwar wunderbar klar, aber recht windig ist - starke Luftunruhe ist dann die logische Folge.



Mars am 20. Oktober, 23:50 UT

Das wohl hochauflösendste meiner Marsbilder kam keineswegs bei perfektem Seeing zustande. Aufgenommen bei ca. 6/10 im 14- Zöller der Sternwarte Radebeul. Durch Verwendung von über 5.000 Frames und Kombination mehrerer Schärfungsmethoden konnten zahlreiche Details herausgearbeitet werden.


Seeingveränderungen binnen weniger Stunden: am 27./28. Okt. wurde das Planetenbild mit steigender Höhe immer besser, doch kurz vor der Kulmination setzte dann Südwind ein und machte weitere Aufnahmen unmöglich.


Krater und Berge auf dem Mars

Mit den heutigen computergestützten Aufnahmemethoden können Bilder gewonnen werden, die einst mit den größten Profi-Instrumenten undenkbar waren. CCD-Ship und Bildbearbeitungssoftware haben faktisch aus kleineren Amateurfernrohren Himmelskanonen gemacht.

Deutlich erkennbar sind die Ringstrukturen Schiaparelli und Hyugens:

Aber auch viele kleinere Krater, deren Inneres z.T. mit dunklem Vulkanstaub gefüllt ist und sich somit von der helleren Umgebung abhebt, können bei genauem Vergleich mit astronautisch erstellten Marskarten und aktuellen HST-Bildern eindeutig identifiziert werden:



Marsphase - besondere Details am Terminator sichtbar?

Hier sieht man den Mars mit deutlicher Phase im September und einen reichlichen Monat später:

Im linken Bild wurde natürlich der Hintergrund nachträglich blau gefärbt, um die Größe des Phasenwinkels zu verdeutlichen. Gut sichtbar ist die unterschiedliche Beleuchtungsintensität, links ist die Hellas-Syrtis-Region bei dort höherem Sonnenstand wesentlich heller als die terminatornahen Gebiete, ein Effekt, der hier im Vergleich zum rechten Oppositionsbild ("Vollmondansicht" des Mars) deutlich ins Auge fällt. Manche Struktur in Terminatornähe dürfte dem flachen Einfallswinkel des Sonnenlichts geschuldet sein, direkte Schattenwürfe von Kraterwänden oder Bergmassiven sind aber bei der im Vergleich zum Mond großen Entfernung des Planeten nicht auszumachen.



Gelbe, blaue und weiße Wolken

Gelbe Wolken, also Sandstürme, konnten auf Mars nur einmal - Mitte/Ende Oktober - beobachtet werden.

Im Bereich Mare Erythraeum - Chryse entwickelten sich am 13./14. Oktober einige Staubsturmzellen, die 2 Tage später zunächst wieder verschwunden schienen. Der Ende Oktober wieder auflebende Sturm war dann von Europa aus unbeobachtbar, wurde aber vom HST dokumentiert.



Mars am 13.Okt. um 23:45 UT

Mehrere kleinere Sandsturmzellen in der Chryse-Region Diese Aufnahme entstand am Intes-Micro 14" Maksutov- Newton und zeigt bei sehr mäßigem Seeing nicht mehr Details, als die unteren Bilder, die an den Folgetagen nur mit einem Sechszöller ( Intes 6"MN) gewonnen wurden.



Blaue Wolken bestehen aus CO2 -Eiskristallen und sammelten sich zu einer Mitte Oktober sehr großen Nordpolarhaube, die erwartungsgemäß ständig ihr Aussehen veränderte, teilweise am Südrand Lücken aufwies und auch meridianabhängig unterschiedlich weit in die gemäßigten Breitengrade vorstieß. Die größte Südausdehnung hatten die Nordpolarnebel am 16. Okt. : 42°N, das ist auf der Erde die geografische Breite von Neapel. Später zog sich die Nordpolarhaube zeitweilig wieder bis auf 60°N zurück, offenbar bedingt durch die gleichen atmosphärischen Strömungen, die auch den Chryse-Sandsturm erzeugt hatten.

Blauer, zeitweilig sehr kräftiger Randdunst zeigte sich am Morgen- Terminator, aber Kondensationswolken, die sich auch bei höherem Sonnenstand hielten (wie vom HST in der 90er Jahren öfter fotografiert), gab es nicht. Erst spät am Abend froren lokal begrenzt wieder Kohlendioxydkristalle aus, z.B. am Ostrand von Syrtis Major, siehe oben die Aufnahmen vom 14.10., 23:15 UT und 15.10., 22:18 UT.


Weiße, H2O-haltige Wolken waren zeitweilig im Polarnebel eingebettet (s. oben, z.B. 16.Okt., 0:56 UT) oder zeigten sich als dünner Bergnebel im Tharsisgebiet Anfang November.



Veränderungen auf der Marsoberfläche

Neben den saisonalen Veränderungen von Albedostrukturen, wie z.B, Pandorae fretum, dass sich in diesem Spätsommer wieder erwartungsgemäß durch Staubablagerungen verdunkelte, gibt es auch längerfristige Änderungen des Aussehens der Marsoberfläche, wie hier in einem Vergleich mit einer HST-Aufnahme aus dem Jahre 1990 zu sehen ist:


Fazit: der Mars war zwar 2005 um ein Fünftel im scheinbaren Durchmesser kleiner, doch gelangen diesmal von Mitteleuropa aus insgesamt bessere Aufnahmen als 2 Jahre zuvor auf den Kanaren, zumal damals dort nur ein kleines Zeitfenster unmittelbar zur Opposition zur Verfügung gestanden hatte. Es konnten zahlreiche feine Oberflächendetails dokumentiert werden, auch weil die Marsatmosphäre sich wieder recht staub- und dunstfrei zeigte. Es wird interessant sein, ihn weiter im Auge bzw. im Okular zu behalten.

Ralf Hofner
HTT-Beobachterclub

  
Geschrieben von Admin_Holger auf Freitag, 20.Januar. @ 14:48:40 CET


 
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