MontierungenDie EQ-5 und ihre Verwandten

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Die EQ-5 und ihre Verwandten


Ein tieferer Einblick in die Welt der beliebten Montierung.




Einige Leute, wie seit kurzer Zeit auch ich, haben nicht immer Lust dass schwere Achsenkreuz der Eq-6 durch die Gegend zu wuchten. Dadurch bleibt so mancher Spechteltag ungenutzt. Für dass schnelle Spechteln zwischendurch musste also eine relativ leichte, kompakte Lösung gefunden werden. Für mich heißt diese Lösung C8 auf EQ-5. Alles in allem wiegt ca. 16 kg und ist damit hochmobil.

Die Synta EQ-5 ist eine mittelschwere Teleskopmontierung. Sie trägt je nach Ausführung visuell bis zu 11kg. Fotographisch muss dass Gewicht jedoch deutlich reduziert werden. Die EQ-5 ist unter verschiedenen Namen auf dem Markt. Sie wird unter Synta EQ-5, Celestron CG-5, und Astro-5 verkauft. Letztendlich handelt es dabei um eine Billigkopie der Vixen GP aus China, die um einiges schlechter verarbeitet ist als dass Original. Dafür ist sie allerdings auch bedeutend billiger. Eine EQ-5 kostet ca. 240 Euro, dass Pendant GP ca. 700 Euro bis 1000 Euro (DX Variante).

Die EQ-5 und ihre Clone kommen mit leichten Unterschieden zum Verbraucher.




Links sieht man eine ältere Montierung mit abgestuftem Gehäuse, rechts eine Montierung neueren Datums. Alle Modelle haben durchgehende Achsen, was die Stabilität z.B. im Vergleich zu einer SkyView deutlich erhöht. Konstruktiv unterscheiden sich die Montierungen leicht in der Art der RA Achslagerung. Neuere Montierungen enthalten zwei Kugellager, ältere ein Kugel und ein Gleitlager, oder zwei Gleitlager wie bei der GP - nur die GP-DX hat Kugellager. Die DE Achse hat grundsätzlich Gleitlager.

Ein gewisses konstruktives Manko ist darin zu sehen, dass es sicht nicht um ein Achsenkreuz mit innen liegenden Motoren handelt. Der DE Motor sitzt am oberen, drehenden Teil der Achse, nahe der Teleskopklemmung. Die Steuerleitung des Motors wickelt sich also früher oder später um die Achse.

Die technischen Daten im Überblick:

Montierungsart: Achsenkreuz; deutsche Montierung
Gewicht: ca. 3,6 - 4,2 kg - je nach Ausführung
Polhöhenbereich: 0 - 90 Grad - 0 Grad jedoch nur ohne Motorabdeckung
Nachführung, Positionieren: Manuell über Drehknöpfe. Biegsame Wellen und Motoren nachrüstbar
Kraftübertragung: Schnecke / Schneckenrad
Achsklemmung: Je eine Klemmschraube, auf das Schneckenrad wirkend.
Keine Rutschkupplungen.
Teleskopklemmung: Schwalbenschwanz für Prismenschiene 45 x 15 mm wie
EQ-6, Vixen, Celestron
Werkstoff: Aluminium (nur GP-DX Stahl)
Schneckenraddurchmesser: 74mm (Außen)
Materialstärke Schneckenrad: 6mm
Werkstoff Schneckenrad: Aluminium ( nur GP-DX Messing)
Lagerung Schneckenrad: Kugel oder Gleitlager in RA; in DE Gleitlager
Zahnzahl Schneckenrad: 144
Werkstoff Schnecke: Messing
Lagerung der Schnecke: Gleitlager
Achsdurchmesser Schnecke: 6mm
Außendurchmesser Schnecke: 11mm
Periodischer Schneckenfehler: Sehr unterschiedlich. Im Mittel bei 25"
Tragfähigkeit visuell: Je nach Hebel bis zu 11kg (Refraktoren bis 120 mm kurz
bauend, SC bis 200mm)
Tragfähigkeit fotogr: Sehr unterschiedlich. Ein drittel weniger als visuell. Mit
Originalstativ noch weniger.

Die EQ-5 kann wesentlich besser sein als eine EQ-5. Vorausgesetzt man widmet ihr ein paar Stunden und bekommt auf diese Weise eine EQ-5 de Luxe.

Die wesentlichen Schwachpunkte sind:

Ungenaue, ungleichmäßige Verarbeitung. Durch ungenaue Bearbeitung des Sitzes der Achskonterschraube muss diese zum Teil mit großer Kraft angezogen werden, damit die Achse nicht klappert. Schwergängigkeit ist die Folge.

Teilweise schlechte Verarbeitung der Gleitflächen. Die Polierung ist nicht optimal.

Schlechte Schmierung. Die Hersteller verwenden alle Fettsorten, vom Mehrzweckfett bis zum berüchtigten Synta Honigfett. Diese Schmiermittel sind keinesfalls optimal - im Prinzip sogar unbrauchbar.

Die Werkseinstellung der Montierung. Achsen und Schnecken werden einfach nach Schema F justiert. Bei gleichmäßiger Fertigung wäre das auch möglich, nicht aber bei dieser Verarbeitungsqualität.

Für die Optimierung ist es erforderlich die Montierung in ihre Einzelteile zu zerlegen.

Benötigtes Werkzeug:

Satz Inbusschlüssel - metrisch
Wasserpumpenzange
Telefonzange, oder Spitzzange, oder Sprengringzange, oder ein Holz mit zwei Nägeln
Kunststoffhammer
Kreuzschraubendreher klein und mittel
Zahnbürste
Benzin

Nun geht´s los:
Zuerst werden die Drehknöpfe abgezogen und die Gegengewichtsstange entfernt. Dazu zuerst die Überwurfmutter lösen und dann die Achse selbst schrauben.


Die Achsen werden getrennt.

Dafür befinden sich zwei Schrauben an der DE Achse, jeweils links und rechts von der Durchsichtsöffnung.

Die DE Achse:



Bild links: Die beiden Schrauben entfernen und den Klemmkopf abnehmen.
Bild rechts: Schrauben A und B entfernen.



Bild links: Die große Rändelmutter D vorsichtig mit der Wasserpumpenzange lösen und abschrauben. Teilkreis C abziehen.
Bild rechts: Auf die Lage und die Anzahl der Kunststoff Distanzscheiben achten.



Bild links: Mit einem Inbusschlüssel die 2 Sicherungsmadenschrauben E;F der Achsmutter lösen, nicht entfernen.
Bild rechts: Mutter lösen und entfernen. Dazu einen geeigneten Gegenstand in die Montagelöcher G,H einführen. Eine Sprengring- oder Telefonzange funktioniert gut. Zur Not nimmt man ein Stück Hartholz, schlägt zwei Stahlnägel in entsprechendem Abstand hindurch und kappt die Spitzen - fertig ist das Spezialwerkzeug.



Bild links: Die DE Achse kann nun gezogen werden. Zum Vorschein kommen dass Schneckenrad und die Lager - je nach Ausführung Gleit- oder Kugellager. Und wieder auf die Kunststoffringe achten!!!!
Bild rechts: Nach dem entfernen der Schrauben I und J kann der komplette Schneckentrieb abgenommen werden. Die mittlere Madenschraube bleibt, wie sie ist.



Bild links: Der Schneckentrieb wird nun zerlegt. Dazu wird zuerst die vernickelte Mutter entfernt. Danach wird die schwarze Gewindehülse herausgedreht. Nun kann die Schnecke aus ihrem Haus gezogen werden. Kunststoffringe nicht vergessen.
Bild rechts: Der zerlegte Schneckentrieb. Die Messinghülse rechts ist nur dass "Innenleben" des Verstellknopfes.



Bild links: Die DE Achse wird nun zerlegt. Schneckenrad und ggf. Kugellager werden von der Achse gezogen.
Bild rechts: Einige Modelle besitzen im DE Gehäuse eine Schmiernut. Diese muss nach dem Entfernen des alten Fettes wieder sorgfältig mit Schmierstoff gefüllt werden.

Nach der erfolgreichen Zerlegung kommt nun die Reinigung. Alle fettigen Teile wie Gehäuse, Schneckenrad, Kugel- und Gleitlager, Schnecke werden mit Benzin und Zahnbürste sorgfältig gereinigt. Das macht man am besten in einem Eimer auf dem Balkon. Das Rauchen während dieser Arbeiten könnte extrem gesundheitsschädlich sein!!!

Nach Abschluss der Reinigungsarbeiten kann die DE Achse nun wieder montiert werden. Wichtig ist das qualitativ und quantitativ richtige Fetten an den Richtigen Stellen. Das Fett soll in ausreichender Menge aufgetragen werden - nicht mehr. Nicht vergessen, den Zahnkranz des Schneckenrades ebenfalls mit einer Fettschicht zu versehen.

Bei der Achsmontage auf folgende Dinge zu achten:

Richtige Anordnung der Distanzscheiben - diese ebenfalls fetten
Die Achsmutter soll nur handwarm angezogen werden, so dass die Achse kein Längsspiel mehr im Gehäuse aufweist.
Sollte das nicht funktionieren kontrolliert man:
Den oberen Teil der Achse, zwischen Achskopf und Achsgehäuse. Wenn diese Teile aufeinander schleifen, muss eine weitere Distanzscheibe dazwischen.
Den unteren Teil der Achse an der Mutter. Wenn diese nur voll angezogen ein Achsspiel verhindern kann, fehlen auch hier Distanzscheiben.
Diese Scheiben kann man sich z.B. aus dem Deckel einer Margarinedose machen. Die selbst gefertigten Scheiben sollten wenn möglich zwischen die Originalscheiben.

Die Achse kann nun ohne dass Schneckengehäuse komplettiert werden. Zusammenbau und Einstellung wird später beschrieben.

Meine Schmierstoffempfehlung:

Klüberpaste 46 MR 401 (heißt bei Conrad Mehrzweckschmierpaste 240249 - 14) oder www.klueber.de. Dieser Schmierstoff empfiehlt sich für alle Gleitlager. Er verhindert zuverlässig Tribokorrosion, Lagerfresser und Ruckgleiten. Es handelt sich ferner um einen Dauerschmierstoff für "unzugängliche" Stellen, ist also Verdrängungsresistent.

Robbe Präzisionsfett Nr. 5532 für Kugellager. Dieses Fett erhält man im Modellbaufachhandel. Conrad scheint es nicht mehr im Programm zu haben.

MoS2 Langzeitfett z.B. Liqui Moly LM 47. Für Schnecke und Schneckenrad und alle anderen Schmieranwendungen. Wer will, kann noch einen "ordentlichen Schlag" Graphitpulver einmischen. Das verbessert die Notlaufeigenschaften.


An diesem Beispiel sieht man eine perfekt geschmierte Schnecke. Die außen liegenden Gleitlager wurden sorgfältig mit Klüberpaste geschmiert, dass Schneckengewinde erhielt ein MoS2-Fett.

Die RA - Achse



Bild links: Die Klemmschraube des RA Teilkreises wird entfernt und der Teilkreis abgenommen.
Bild rechts: Durch dass Loch der Klemmschraube werden die Madenschrauben gelöst, welche die Achsmutter arretieren. Diesmal sind es 3 Schrauben die im Winkel von 120° angeordnet sind. Auch hier gilt wieder: Nur lösen!!! Anschliessend wird die Achsmutter wie bei der DE Achse gelöst und entfernt. Wie immer, gilt auch hier unsere Aufmerksamkeit den Distanzscheiben.



Bild links: Die Schrauben 1-4 werden entfernt und dass Schneckengehäuse abgenommen. Danach kann damit genauso Verfahren werden wie beim DE Bauteil.
Bild rechts: Die RA - Achse in ihrem Gehäuse nach entfernen des Schneckengehäuses.



Bild links: Nun kann die Achse gezogen werden.
Bild rechts: Schneckenrad und evtl. vorhandene Kugellager von der Achse ziehen.

Muss ich die Distanzscheiben noch mal erwähnen?

Jetzt kann sich der engagierte Schrauber wieder der Reinigung zuwenden. Alle Fette werden entfernt. Anschließend wird neu gefettet und alles wieder zusammengebaut. Auch hier gelten die Schmierempfehlungen und die Tipps zur Achseinstellung.

Fertig?! Na ja, fast - die Schnecken fehlen noch.

Zuerst werden die Schnecken wieder in ihr Gehäuse eingebaut und sauber, in der richtigen Art und Weise, wie oben beschrieben gefettet. Nach dem Zusammenbau wird die Gewindehülse so weit angezogen, dass die Schnecke "butterweich" läuft, aber kein Längsspiel mehr aufweist. In der Regel passiert das also mit zwei Fingern. Ist die Einstellung zufrieden stellend, kann mit der Mutter wieder gekontert werden.

Wie bei allen anderen Schraubverbindungen gilt auch hier: Schraube mit Gefühl, es sind Aluteile.

Fehlt noch der Anbau und die Einstellung der Schnecken. Der grundsätzliche Anbau dürfte klar sein. Dabei lassen wir noch alle Schrauben lose. Die Schneckeneinstellung soll so erfolgen, dass so wenig wie möglich Schneckenspiel vorhanden ist. Sollte die Montierung motorisiert sein, so muss man allerdings für "höhere" Geschwindigkeiten ein gewisses Schneckenspiel in Kauf nehmen. Ansonsten kann die Montierung mal klemmen.

Bei einer perfekt eingestellten Schnecke, sollten folgende Kriterien erfüllt sein:
Leichtgängigkeit: Das Handrad soll sich sehr leicht und gefühlvoll drehen lassen können, Dabei sind die Achsen unbelastet, aber geklemmt.
Geringes Spiel: Man versucht bei geklemmter Achse den drehenden gegen den statischen Teil zu verdrehen. Dabei geht es nicht darum, mit viel Kraftaufwand die Qualität der Klemmung zu ermitteln. Vielmehr achtet man darauf, ob es bei kurzen Hin- und Herbewegungen zu einem leichten "gnucksen" kommt - also ein Achsspiel merkbar wird.

Nun also endlich zur Einstellung der Schnecken:
Das Schneckengehäuse verfügt über insgesamt 5 Schrauben. 4 Schrauben mit Kopf und eine Madenschraube. Nennen wir die Seite mit den zwei Schrauben Oberseite und die mit den drei Schrauben Frontseite. Das Einstellen ist relativ einfach, bedarf aber einer gewissen Geduld um sich an dass Optimum heranzutasten.

Schritt 1: Die Madenschraube wird so eingestellt, dass sie ca. 3mm - nach außen - aus dem Gehäuse ragt. Alle anderen Schrauben sind noch lose.
Schritt 2: Dass Schneckengehäuse wird nun gerade mit der Oberseite am Montierungsgehäuse ausgerichtet. Die Ausrichtung kann man sehr schön am Flansch kontrollieren.
Schritt 3: Das gerade ausgerichtete Gehäuse wird nun sehr leicht in Richtung Schneckenrad gedrückt. Anschließend werden die Schrauben der Oberseite angezogen.
Schritt 4: Jetzt werden die beiden äußeren Schrauben der Frontseite "handwarm" angezogen.
Schritt 5: Leichtgängigkeit und Schneckenspiel kontrollieren.

Na, passt es? Wenn nicht, muss nachgebessert werden. Wir beginnen also wieder bei Schritt 1, nur mit veränderter Einstellung der Madenschraube. Klemmt die Verstellung, ist die Schnecke mit zu hohem Druck an dass Schneckenrad gepresst. In diesem Fall muss also das Schneckengehäuse weiter weg vom Rest der Montierung. Die Madenschraube wird also nach dem Lösen der 4 übrigen Schrauben ein Stück weiter hineingedreht. Ist das Schneckenspiel zu groß, dreht man die Schraube heraus. Für die grobe Ermittlung der richtigen Einstellung würde ich mit einer viertel Umdrehung an der Madenschraube beginnen.

Hier noch eine Explosionszeichnung einer Vixen GP




Viel Spaß beim basteln wünscht Dobs

Wie immer, kann auch dieser Artikel im Forum diskutiert werden


  
Geschrieben von Dobsonaut auf Freitag, 07.Oktober. @ 16:12:32 CEST


 
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