AstrofotografieEntfernung des Canon-Infrarot-Sperrfilters aus der Canon EOS 300D

Astrofotografiespace-watcher schreibt:
Entfernung des Canon-Infrarot-Sperrfilters aus der Canon EOS 300D

Wie allseits bekannt ist, wird die Rotempfindlichkeit von Digitalkameras künstlich abgeschwächt, um sie für
Alltagsaufnahmen tauglich zu machen. Diese wären sonst extrem rotstichig.
Außerdem sind die Chips dieser Kameras auch im infraroten Licht empfindlich, so dass dieses Licht, um
unscharfe Aufnahmen zu vermeiden, unbedingt weggefiltert werden muss.
Beides wird durch einen Infrarot-Sperrfilter (IR-Filter) erledigt, der von den Herstellern standardmäßig
eingebaut wird.



Da die roten Wasserstoff-Emissionsnebel (HII-Regionen) im Wellenlängenbereich weit im roten Licht, nahe dem Infrarotlicht liegen, sind sie von der Filterwirkung erheblich betroffen. Bei den digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR's) Canon EOS 300D und EOS 10D wird die Empfindlichkeit in diesem Bereich auf ca. 20% des eigentlich möglichen Wertes heruntergefahren.

Für den Einsatz einer solchen Kamera als Astrokamera empfiehlt es sich daher, den Originalfilter durch einen für den astrofotografischen Einsatz optimierten IR-Filter auszutauschen.

Prinzip

Bei der Canon EOS 300D kann der Filter, der in einer Kunststoffhalterung verklebt ist, von dem Chip abgeschraubt werden. Bei der EOS 10D ist er direkt verklebt. Ich habe mich deshalb für den Umbau einer 300D entschlossen.
Der Filter sollte, um den Chip vor Staub zu schützen, durch eine vergütete Klarglasscheibe ersetzt werden. Außerdem ist es so möglich, auch den Autofokus wieder zu nutzen, da die neue Scheibe durch Abstandshalter die selbe optische Dicke hat.
Ich habe nicht vor gehabt, die Kamera für Normalfotografie zu nutzen. Dafür habe ich meine unmodifizierte EOS 10D. Ein Versuch (nach dem Umbau) mit dem manuellen Weißabgleich, konnte mich nicht davon überzeugen, dass die gleiche Qualität wie mit dem Originalfilter erreichbar ist. Wer die Kamera auch weiter normal nutzen will, sollte dies bedenken.
Natürlich muß das Infrarotlicht, wie oben erwähnt, auch nach der Modifikation vom Chip ferngehalten werden. Dies übernimmt bei mir ein Baader Infratrot-Sperrfilter, den ich in den Coma Corrector (ebenfalls von Baader) schraube. Wenn ich nur H-Alpha aufnehme, brauche ich diesen nicht, da der Astronomik-H-Alpha-Filter auch das IR-Licht blockt. Gleiches gilt für den von mir meistens eingesetzten IDAS-Filter.

Durchführung

genaue Umbau-Anleitung

Eine sehr gute Umbau-Anleitung von Gary Honis findet sich hier. Dieser habe ich nichts hinzuzufügen, als dass man vor beschneiden des neuen Glases unbedingt den Originalfilter vermessen sollte. Es gibt nämlich 2 unterschiedliche Filtergrößen.
Hier findet man auch links zu anderen Astrofotografen, die den Umbau durchgeführt haben.

praktische Ausführung

Da ich mir, wie viele andere auch, den Umbau nicht selbst zugetraut habe, habe ich mir eine Vorgehensweise überlegt, die meine neue Kamera minimal gefährdet hat.

Das Zerlegen der Kamera hat die Canon-Vertragswerkstatt in Berlin für mich zu günstigen Konditionen durchgeführt. Ich ließ mir den Filter in der Kunststoffhalterung aushändigen. Die Garantie ist natürlich seit dieser Aktion erloschen. Die Werkstatt übernimmt jedoch selbstverständlich eine Haftung für das Gelingen der von ihr durchgeführten Arbeiten.

Ich bestellte mir bei der deutschen Niederlassung von Edmund Optics (ein Amerikanischer Filterhersteller) das von Gary Honis empfohlene Glas. Es gibt einen Ausführung die kleiner und billiger als die von Gary genannte ist. Bestellung: sblessing@edmundoptics.de , WINDOW GLASS 41 X 63.5MM COMM, Artikel Nr. NT32-740

Nun mußte das Glas auf die richtige Größe geschnitten werden. Hier bemühte ich einen Glaser, den ich durch ein bißchen Gelbe-Seiten-gestützte Telefoniererei herausgefunden habe. Er beschnitt mir das Glas auf einen halben Millimeter genau. Dabei blieb die beidseitige Schutzfolie auf dem Glas. Es wurde nur am Schnitt entfernt. So kam es auch zu keinen Kratzern.

Jetzt mußte ich den Kunststoffhalter, der übrigens wirklich sehr filigran ist, noch auf die richtige Größe zuschnitzen. Auch das genau beschnittene Glasplättchen war noch ein bißchen zu groß. Das erledigte ich mit einem Teppichmesser. Wenn man das hinter sich hat, macht man 3 Kreuze im Kalender. Ist schon ein bißchen heikel. Erst unmittelbar vor dem endgültigen Einpassen des Glases entfernte ich dann die Schutzfolie. Das Glas faßte ich dabei mit einem Mikrofasertuch (Optical Wonder Cloth von Baader) an.

Nun muß man das Glasplättchen noch fixieren. Ich verwendete dafür meinen Lieblingskleber, UHU Plus Schnellfest.

Als ich das fertig hatte (PUH !!!), ging die Scheibe im Halter wieder an die Werkstatt. Diese baute ihn wieder ein. Zwischen Chip-Chassis und Filterhalter kam an den 4 Schraubpositionen ein Stück 0,1mm starke Kunststoff-Folie dazwischen. Zusammen mit ihr ist der Fokus mit Objektiven wieder im Lot. Danach wurde die Kamera vollständig montiert und justiert.

Fazit

Meine ersten Ergebnisse, die ich bei dunklem Himmel in Österreich generieren konnte, sind diese hier. Ich denke, sie sprechen für sich.




M8, Lagunennebel

M20, Trifidnebel

M17, Omega-/Schwanennebel




M16 Adlernebel

NGC6992/6995
Cirrusnebel (östlicher Teil)

NGC6960
Cirrusnebel (westlicher Teil)




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Geschrieben von space-watcher auf Montag, 12.September. @ 13:18:34 CEST


 
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