Stefan_Lilge
Astronomicus
Anmeldungsdatum: Apr 27, 2008
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Wohnort: Berlin
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Verfasst am:
02.06.15 21:22:41 |
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Hallo,
zusammen mit meinem Celestron RASA (f/2,2) habe ich mir auch die Baader Highspeed Filter für Ha und [OIII] gekauft.
Die sollen laut Werbung von Baader bei schnellen Teleskopen einen deutlichen Vorteil gegenüber "normalen" Schmalbandfiltern bringen, wegen der angeblichen Vorteile verweise ich auf die Werbeanzeigen
Da ich schon 2" Baader Schmalbandfilter hatte, habe ich die Ergebnisse mal gegenübergestellt.
Teleskop ist jeweils der RASA, ich habe wegen unterschiedlicher Vergleichsbedingungen zwischen Ha und OIII aufgeteilt.
Die Aufnahmen sind jeweils aus Berlin heraus entstanden, also unter sehr starker Lichtverschmutzung.
1. Halpha
Bei Ha tritt der Baader Highspeed Filter gegen einen relativ neuen 7nm Filter an. Die Aufnahmen wurden in unterschiedlichen Nächten in der ersten Aprilhälfte gemacht, die Bedingungen und die Horizonthöhe waren ungefähr vergleichbar. Dennoch schränken die unterschiedlichen Nächte die Vergleichbarkeit ein.
Ich habe mich bemüht, beide Bilder möglichst mit dem gleichen Kontrast darzustellen, damit man das Rauschen als Maß für die Güte der Filter vergleichen kann. Das ist mir bei erneuter Betrachtung aber wohl nicht ganz gelungen, das Bild mit dem 7nm Filter hat einen etwas dunkleren Hintergrund. Außerdem hatte ich bei einer der Aufnahmen eine leichte logarithmische Streckung eingeschaltet, die aber so leicht war, dass man keinen Unterschied zur linearen Darstellung sah. Daher habe ich darauf verzichtet, einen neuen Screenshot mit zweimal linearer Darstellung zu machen.
Abgesehen davon erscheinen beide Bilder aber ungefähr gleich verrauscht, nennenswerte Vorteile ergeben sich für keinen der Filter.
Der Hintergrund ("B=") beim Highspeed ist deutlich höher als beim 7nm Filter.
2. [OIII]
Hier hat es der Baader Highspeed Filter mit einem von mir gebraucht gekauften 10nm Baader OIII CCD-Filter zu tun, der also wohl nicht mehr die neueste Generation ist, die ja mit 7nm Halbwertsbreite angegeben wird.
Beide Aufnahmen sind nur jeweils 2x5 Minuten und direkt hintereinander gemacht, die Bedingungen waren also identisch.
Auch hier habe ich wieder versucht, beide Bilder mit dem gleichen Kontrast darzustellen, um am Rauschen etwaige Vorteile eines Filters zu beurteilen.
Für mich sehen die Bilder allerdings gleich verrauscht aus. Auch hier hat der Highspeed-Filter einen deutlich helleren Hintergrund, obwohl der Vergleichsfilter ja schon 10nm Halbwertsbreite hat.
3. Fazit
Bei beiden Vergleichsbildern kann ich keinen eindeutigen Sieger ermitteln. Das heißt also im Ergebnis, dass etwaige Vorteile der Highspeed-Filter, wenn sie denn überhaupt existieren, nur sehr gering sind, so dass sich im Regelfall ein Neukauf nicht lohnen dürfte.
Es soll allerdings auch bei den renommierten Filtermarken Exemplare geben, deren Durchlassfenster die gewünschte Emissionslinie nicht genau mittig trifft, bei solchen Filtern mag es dann durchaus sein, dass bei sehr schnellen Öffnungsverhältnissen ein deutlicher Transmissionsverlust entsteht. Das wäre dann aber eher ein Fehler der "herkömmlichen" Filter als ein Verdienst der "highspeed" Filter.
Ich hatte bei den OIII-Filtern den RASA übrigens auch mal auf Arktur gerichtet, um eventuelle Reflektionen zu begutachten, da die Highspeed-Filter auch in dieser Hinsicht an schnellen Teleskopen besser sein sollen. Das Gegenteil war aber der Fall, der Highspeed-Filter zeigte einen größeren Reflex. Das ist allerdings Meckern auf hohem Niveau, da beide OIII-Filter aus meiner Sicht nur kleine Reflektionen zeigten. Im Bild festgehalten hatte ich das aber nicht.
Wie man es auch dreht und wendet, "deutliche" Vorteile für die Baader Highspeed Filter gegenüber den "normalen" Filtern sind nicht erkennbar.
Ich wollte die Filter eigentlich zurückgehen lassen, hatte aber zu lange für die "ernsthafte" Gegenüberstellung gebraucht, so dass die Rückgabefrist abgelaufen ist. Insofern werde ich auch künftig die "highspeed" Filter am RASA verwenden, zu schaden scheint das ja auch nicht. |
_________________ Viele Grüße
Stefan |
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